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Natürlich gibt es ganz unterschiedliche Gründe mit dem Nähen anzufangen. Für manche ist es ein kreatives Hobby, das dabei hilft, seine eigene Kreativität und Persönlichkeit auszudrücken. Nähen kann aber auch dazu beitragen, dass man sich in dem eigenen Körper wohler fühlt, da man sich die Kleidung auf den Leib schneidern kann und man sich nicht mehr dem Größendiktat der Modeindustrie unterwerfen muss. Für Andere bedeutet das Nähen Ruhe und Selbstreflexion. Es ist die Zeit, in der sie von der Arbeit und den täglichen Sorgen wegkommen. Man kann also mit Sicherheit sagen, dass Nähen gut für das geistige und körperliche Wohlbefinden ist. Ursprünglich habe ich mit dem Nähen angefangen um meinen Traum vom Modedesignstudium zu realisieren. Daraus ist zwar nichts geworden, aber ich bin dem Nähen treu geblieben, meine Beweggründe sind aber andere geworden. Ich nähe heute vor allem, da ich die Praktiken der Modeindustrie nicht unterstützen will und meinen Kleiderschrank so nachhaltiger gestalten möchte. In dem Wunsch durch Nähen nachhaltiger zu leben, bin ich sicher nicht alleine. Oder warum näht ihr? Aber ist Nähen vielleicht gar nicht so gut für die Umwelt, wie wir gerne glauben möchten. Und ist Fast Sewing vielleicht genauso schlecht, wie Fast Fashion?
Schon lange spuken diese Fragen in meinem Kopf herum. Denn irgendwie beschleicht mich auch das Gefühl, dass ich meinen Konsum nur von fertiger Kleidung auf Stoffe und Nähutensilien verlagert habe? Um diese Fragen möglichst objektiv zu betrachten, werde ich die einzelnen Schritte der Textilen Kette betrachten anhand des Beispiels von Baumwolle. Für Baumwolle habe ich mich entschieden, da etwa 75% der weltweit produzierten Kleidung Baumwolle enthalten. Baumwolle ist zwar die beliebteste Faser, gleichzeitig ist sie aber auch ein äußerst problematisches Material, das zu Recht den Namen „weltweit dreckigste Nutzpflanze“ trägt.
Wie man anhand der textilen Kette sehen kann, hat Nähen mit konventionell produzierten Materialien nur einen Einfluss auf die Konfektion, welche sie ersetzt. Indem wir unsere eigene Kleidung nähen, tragen wir nicht zur Ausbeutung von Arbeitskräften in Billiglohnländern bei, zumindest, was die Konfektion betrifft. Außerdem wird ein Transportweg eingespart. Auf die vorigen und späteren Schritte hat Selbernähen jedoch keinen Einfluss. Dies deckt sich auch mit einer Studie der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Beratungsfirma Quantis, wonach 93% der Umweltbelastung bei der Kleidungsherstellung auf die Fertigung der Textilien entfällt. Es gibt aber auch positive Aspekte des Selbernähens, die ich hier nicht unerwähnt lassen möchte. Durch das Nähen lernen wir unsere Kleidung mehr zu schätzen, denn wir wissen wie viel Arbeit in jedem einzelnen Kleidungsstück steckt. Da wir die Möglichkeit haben uns das perfekte Kleidungsstück zu nähen, sind wir weniger versucht uns mit dem „okayen“ Kleidungsstück aus dem Laden zufrieden zu geben und konsumieren so sicherlich weniger.
Etwas anders sieht es mit Nähen unter Verwendung von Biobaumwolle aus. Biobaumwolle hat sehr positive Auswirkungen auf sowohl die sozialen als auch Umweltaspekte im Anbau. Durch den 10-20% höheren Preis verdienen die Bauern einen Lohn, von dem sie auch leben können. Da synthetische Pestizide und Dünger zum Anbau nicht erlaubt sind, sinken auch hier die negativen Umwelteinflüsse deutlich ab. Da Biobaumwolle 30% geringere Ernten hervorbringt, wird für den Anbau allerdings mehr Land und somit auch mehr Wasser benötigt. Man darf auch nicht vergessen, dass sich die Bezeichnung “Bio“ nur auf den Anbau bezieht und die sonstigen Schritte der Textilen Kette nicht miteinbezieht. Diese können unter den gleichen Bedingungen, wie bei konventioneller Baumwolle, ablaufen. GOTS (Global Organic Textile Standard) zertifizierte Baumwolle ist da schon um einiges nachhaltiger, da hier auch jeder Verarbeitungsschritt in Hinblick auf soziale und Umweltaspekte überprüft wird. Deshalb würde ich mich immer für das GOTS Label entscheiden, wenn ich schon mehr für Biobaumwolle hinlege, denn hier kann ich mir sicher sein, dass auch das fertige Textil keine schädlichen Chemikalien enthält. Trotzdem verbraucht der Anbau von GOTS zertifizierter Biobaumwolle immer noch wertvolle Ressourcen, vor allem Wasser, das in den Anbaugebieten meist sehr knapp ist.
Noch nachhaltiger sind daher gebrauchte Stoffe, da diese keine weiteren Ressourcen verbrauchen. Abgesehen vielleicht von den CO2-Emissionen, die bei dem Transport zu dir entstehen. Außerdem sind sie eine deutlich kostengünstigere Lösung, da Stoffe aus Biobaumwolle vergleichsweise teuer und nicht für jeden erschwinglich sind. Leider sind gebrauchte Stoffe nicht so einfach verfügbar und man muss mehr Zeit für die Suche aufwenden. Aber am nachhaltigsten ist es natürlich den bereits existierenden Stoffvorrat aufzubrauchen. 🙂
Während nachhaltiges Nähen auf vielen Ebenen ein Gegenmittel zu Fast Fashion sein kann, kann die Verbindung zwischen Nähen und Mode nicht geleugnet werden. Nähen ist schließlich DIY-Mode und es ist einfach, den Konsum von Kleidung durch Stoffkäufe zu ersetzen. Die Einbeziehung von Nachhaltigkeit in die Nähgewohnheiten, hängt also von jedem Einzelnen ab. Meiner Ansicht nach besteht ein guter erster Schritt darin, seine Nähprojekte überlegter anzugehen und sich darüber klar zu werden, was man wirklich noch im Kleiderschrank gebrauchen kann. Hier sind noch mehr Tipps dazu, was wir heute schon machen können, um unser Nähen nachhaltiger zu gestalten:
- Nutze, was du bereits hast. Der Stoff, der sich schon in deinem Stoffvorrat befindet, ist das nachhaltigste Material, das du verwenden kannst. Da es sich bereits in deinem Besitz befindet, verursacht dieser Stoff keine zusätzlichen Auswirkungen.
- Kaufe Stoffe nur, wenn du bereits ein Nähprojekt in Planung hast und dann auch nur in der Menge, die du benötigst. Versuche hier auf nachhaltigere Stoffe zurückzugreifen, wie Kollektionsüberhänge, Stoffe aus Biobaumwolle oder 2nd Hand Stoffe.
- Setze auf Qualität statt auf Quantität! Trage deine Kreationen möglichst lange und bessere sie aus oder passe sie an, um sie noch länger tragen zu können.
- Werde kreativ mit dem, was du als Stoff nutzen kannst. Warum nicht mal gebrauchte oder vorhandene Vorhänge, Bettwäsche oder Tischdecken für deine Kleidung verwenden.
- Hebe Knöpfe, Reißverschlüsse oder andere Zutaten von Kleidungsstücken auf, die nicht mehr repariert werden können.
- Sammle deine Stoffabfälle oder Stoffreste. Diese können für eine Vielzahl an verschiedenen Projekten verwendet werden, z.B. als Füllung für Kissen oder Hocker. Oder vielleicht kann ein Kindergarten in deiner Nähe die Reste zum Basteln gebrauchen.
- Verwende Fäden aus recyceltem Polyester oder sogar besser aus (Bio-)Baumwolle. Fäden aus Baumwolle haben sogar den Vorteil, dass dein Fadenabfall kompostiert werden kann.
- Wenn du Stoffe aus Chemiefasern verwendest, wasche deine Kleidungsstücke mit einem Guppyfriend Waschbeutel, der dafür sorgt, dass bei der Wäsche kein Mikroplastik freigesetzt wird. Denn fast 35% des Mikroplastiks im Meer stammt aus unserer Kleidung!
Egal, ob du ganz neu beim Nähen bist oder schon ein erfahrener Profi, ich hoffe, dieser Artikel hat dir einen Einblick gegeben, wie du deine Fähigkeiten und deine Kreativität unter Berücksichtigung der Umwelt anwenden kannst. Und denke immer daran, die nachhaltigste Kleidung befindet sich bereits in deinem Kleiderschrank. 😉
Bücher zu dem Thema:
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Thank you. I am learning so much. I am an old quilter with a very old stash. I work through fabrics from 30 years ago and have friends that we exchange scraps.
However, I am only a few years into garment sewing and get very confused about these types of fabrics…
Interesting. I don’t think they actually make „sustainable “ quilting cottons and haven’t even heard it mentioned in my quilting community. I’ll have to put a post asking if it exists!
Dear Jodie,
thank you for your kind words!
It’s great that you are already sustainable by using your stash and exchanging with friends.
Interesting point about quilting cottons. I certainly expected that the same amount of organic cottons is offered. Maybe asking for it, will change companies‘ minds.
Best regards
Julia
DANKE! Sehr interessant, ich beschäftige mich auch ein bisschen damit, schaue z.B. wo die Stoffe her kommen und versuche , meine Vorräte zu benutzen. Interessant finde ich auch Tencel und Co. Was hälst du davon?
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine,
danke dir!
Gerade bei Stoffen ist es ja leider oft sehr schwierig herauszufinden, wo sie herkommen. Materialien wie Tencel finde ich sehr interessant und eine gute nachhaltige Alternative.
Ein Post über die Nachhaltigkeit der einzelnen Materialien ist schon in Planung und wird es hoffentlich bald auf den Blog schaffen 😉
Liebe Grüße
Julia
Ein wichtiges Thema! Tatsächlich ist auch noch das After Life/Textil Recycling ein Bereich, der mit hineinspielt. Da besteht das größte Problem in der Faserzusammensetzung. Reine Baumwollstoffe können recycelt werden. Baumwoll/Viskose/Polyester/Elasthan Mischgewebe leider nicht… Die Berge an unverwertbarem Textilmüll (vor allem jetzt, wo die nicht abverkauften Kollektionen durch die Lockdowns einfach „entsorgt“ werden), sind nicht mehr zu verantworten. Ich versuche, Kunstfasern komplett zu vermeiden – das ist gar nicht so einfach, beim Garn fast unmöglich. Und es ist tatsächlich der gleiche Kampf gegen den unvernünftigen Impulskauf bei Stoffen wie bei Fertigkleidung. Wenn Farben, Muster, Fall doch soooo schön sind…. oder, wenn die Biostoffe gerade im Angebot sind – ich arbeite dran. Klappt aber nicht immer.